Knibbeln, Kratzen, Drücken

Hilfe und Anregungen zur Selbsthilfe am Beispiel Skin-Picking / Dermatillomanie

Knibbeln, Kratzen, Drücken

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In den vergangenen Wochen sind die meisten Menschen zum Hausarrest aufgefordert. Es gibt einige wenige, denen es erlaubt ist noch zur Arbeit zu gehen. Soweit so bekannt. Für die meisten Menschen stellt die Isolation eine Herausforderung dar. Besonders prekär wird die Situation für Menschen, die unter einer psychischen Störung leiden. Vielleicht erscheint es wenig plausibel, dass Menschen mit einer sozialen Phobie darunter leiden, dass sie nicht unter Menschen können oder der Depressive mit Antriebsmangel sich noch unwohler fühlt weil er nicht zur Arbeit darf. Der Punkt ist, dass psychische Probleme Leiden verursachen, unabhängig von der Situation.

Die Einschränkungen durch die Ausgangssperre machen es nur noch schwieriger Hilfe zu bekommen und in diesem Zusammenhang ist auch das Zögern der Psychotherapeutenkammer für mich nicht nachvollziehbar.  (Zu Beginn der Restrikitionen wurden die Psychotherapeuten mit helfenden Heilberufen gleichgesetzt, der Therapeut musste also bescheinigen, dass Klienten kommen dürfen. Erst später wurde richtiggestellt, dass die Weiterführung einer Psychotherapie genauso wichtig ist wie der Arztbesuch). Gerade in dieser Situation können wir Therapeuten helfen.

Aber nicht nur wir, es gibt in Anbetracht der schwierigen Versorgungslage auch sehr gute Unterstützungsmöglichkeiten, die eine Therapie begleiten können oder um die Wartezeit zu überbücken.  Das Portal https://pickingme.org wurde mir von einer wunderbaren Klientin vorgestellt. In diesem Portal geht es um die Dermatillomanie oder Skin Picking Disorder. Im Gegensatz zu anderen, bekannteren psychischen Problemen hat die Dermatillomanie auch noch keinen eigenen Eintrag im Internationalen Klassifikationssystem psychischer Störungen erhalten. Die Betroffenen müssen also nicht nur mit ihrem problematischen Verhalten zurechtkommen, sondern oft genug auch mit der damit einhergehenden Stigmatisierung.

„Pickingme“ verbindet hier die klassischen Tugenden einer Selbsthilfegruppe, also den Austausch von Betroffenen untereinander mit den Möglichkeiten des Internets. Die Seite ist zwar englisch, richtet sich aber an Betroffene auf der ganzen Welt. Hier werden nicht nur persönliche Geschichten und berichte über große und kleine Erfolge ausgetauscht. Die Mitglieder haben eine Plattform sich zu zeigen ohne eine Stigmatisierung befürchten zu müssen. In den Bildern und Geschichten geht es um stärke und Sichtbarkeit wider dem verstecken und schämen.

Außerdem gibt es Events und eine ganze Menge Material und sinnvolle Tipps im Umgang. Hier helfen Menschen einander und unterstützen sich gegenseitig. Gerade in einer Phase, in der reale Kontakte schwierig sind und in Anbetracht einer Menge an social Media Apps, die eine völlig verzerrte Form von Realität als Norm präsentieren ist Pickingme.org ein wertvoller Kontrapunkt. Sollte die englische Sprache eine Barriere sein, dann finden Sie vielleicht unter https://www.skin-picking.de Informationen und Hilfe.

Sollten sie jetzt nicht zu den Menschen mit Dermatillomanie gehören, dann hoffe ich, dass ich Sie ermutigen konnte nach einer Plattform zu suchen, die auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Denn am wichtigsten ist: Sie sind nicht allein!